Bericht und Bilder HSS Emden 2020

Bericht aus der Geflügel Zeitung 17/2021 vom 03. September 2021

über unsere HSS vom 31.10/01.11. 2020

Die Hauptsonderschau 2020 des SV der Züchter Ostfriesischer Gold- und Silbermöwen und Ostfriesischer Zwerg–Möwen

Die wichtigste Schau für unsere Ostfriesischen Möwen und Ostfriesischen Zwerg-Möwen fand vom 31.10. bis. 01.11.2020 in Emden statt. Auf Grund der Verschiebung von den Bundesschauen war unser SV gezwungen, von unserem gewohnten Wochenende im November abzuweichen. Was für viele Möwenzüchter als ein zu früher Termin angesehen wurde, hat sich im Nachhinein als großes Glück erwiesen, denn bereits wenige Tage nach der Ausstellung war keine Veranstaltung pandemiebedingt mehr möglich. Auch unser angedachter Ausweichtermin im Januar wäre unmöglich gewesen.

Aber welche Kraftanstrengung und Bangen um die Schau die Ausstellungsleitung mit Gerold Oostinga bis zum Schluss haben musste, möchte ich hier erwähnen. Die Auflagen vom Hygienekonzept mit Einbahnstraßenregelung und Personenzahlkontrolle in der Ausstellungshalle waren ein ungewohnter und deutlicher Mehraufwand. Eine definitive Zusage gab es erst am Tag der Einlieferung durch das Gesundheitsamt.

Hat man sich die wunderschöne Ausschmückung von der Ausstellungshalle angesehen, konnte jeder nur staunen und voller Anerkennung, Danke an die Zuchtfreunde aus Emden sagen. Eine 4m hohe Windmühle als Blickfang, quasi freilaufende Silbermöwen in einer 40m2 Voliere, die einen Bauernhof darstellte, und ein alter umgebauter Küchenschrank als Tiervoliere können nur einen kleinen Ausschnitt wiedergeben, was den Möwenzüchtern geboten wurde. Leider konnten pandemiebedingt einige Zuchtfreunde, ob als Aussteller oder als Besucher, nicht nach Emden reisen, sodass unser Zuchtfreund Michael Schlawin für den SV viele Bilder und sogar 2 Videos von der Ausstellung gemacht hat. Vielen Dank auch dafür.

Umso bemerkenswerter das herausragende Meldeergebnis von 240 Tieren. Es wurden 105 Ostfriesische Möwen und 135 Ostfriesische Zwerg-Möwen präsentiert.

Ostfriesische Möwen

Die Silber-Schwarzgeflockten waren mit 19,34 Tieren sowohl quantitativ als auch qualitativ durchschnittlich vertreten. Leider fehlte eine bekannte Zucht. Die Hähne zeigten überwiegend gute Rumpflänge und eine reine silberweiße Mantelfarbe. Auch die Kammbilder gaben kaum Anlass zu Kritik. Die meisten Tiere konnten in punkto Standhöhe, Lauffarbe und Körperhaltung überzeugen. Bei einigen hätte die Brust- und Bauchpartie ausgeprägter sein können. Hier wird man auch in Zukunft züchterisch Wert legen, um eine ansprechende Landhuhnform zu präsentieren. Verdeckte Oberrückenzeichnung – ausgeprägter und farbintensiver – ist einigen Hähnen zu wünschen. Diese sollte im Idealbild birnenförmig und von der Mantelfarbe umrandet und geteilt sein. Ebenso die ausgeprägte Binden- und Schenkelzeichnung ist ein wichtiges Zeichnungskriterium, um neben einem schönen Ausstellungshahn einen wertvollen Zuchthahn zu haben. Die Kehllappen glatter und faltenfreier, Schwingenlage fester sowie im Abschluss ausgereifter waren weitere Wünsche. (hv: J. Siebels) Bei den Hennen sah man eine überwiegend ausgeglichene Kollektion. Gefestigt hat sich das gleichmäßige markante Flockungsbild, wobei es immer eine gewisse Schwankungsbreite geben wird. Es gab keine Hennen mit zu dichter Flockung oder die deutlich zu hell waren. Auf eine intensive Flockenanlage im Idealfall mit Grünglanz sollte hingearbeitet werden. Hennen, die

Graueinlagen besonders im Sattelbereich aufweisen, wurden abgestuft. Ein negativer Schwerpunkt, der sich in den letzten Jahren verstärkt hat, ist die zu weit nach oben gehende Oberbrustzeichnung. Diese soll rein silberweiß sein und muss bei der Zuchtstammzusammenstellung unbedingt Berücksichtigung finden. Größe, Landhuhnform und Lauffarbe entsprachen weitestgehend den Anforderungen. Weitere Wünsche bestanden in mehr Kopfblüte, Abschluss ausgereifter und breiter angesetzt. (v: L. Beyermann)

Beim Farbenschlag Gold-Schwarzgeflockt wurde mit 13,34 ein hervorragendes Meldeergebnis erreicht. Die Hähne gefielen in der Standhöhe, Lauf- und Augenfarbe durchweg. Die Unterlinie, insbesondere die Brustpartie, hätte noch ausgeprägter sein sollen. Ebenso darf für eine ansprechende Landhuhnform die Rumpfpartie gestreckter sein. Bei einigen Hähnen hätten eine flachere Abschlusspartie und ein fließenderer Übergang das Gesamtbild verbessert. Die Mantelfarbe war fast ausschließlich passend, also nicht zu dunkel oder zu hell und nicht lehmig. Vermehrt Augenmerk sollte auf eine zeichnungsfreie Sattelpartie gelegt werden. Diese ist gerade bei intensiver Goldfarbe nur bei genauem Hinsehen festzustellen, muss aber zu Punktabzug führen. Die Ansprüche für die verdeckten Zeichnungsmerkmale der Silbermöwenhähne galten für unsere Goldmöwen noch nie und werden auch in naher Zukunft nicht gelten. (hv: D. Kaiser)

Ein Manko, welches sowohl die Hähne als auch die Hennen betrifft, ist die Oberlinienführung. Oft wirkt die Rückenpartie zu hart. Ein fließender Übergang von der Hals- über die Rückenlinie bis hin zum Abschluss sind das Zuchtziel. Hier ist noch Züchterarbeit nötig. Auch die Kopfpunktgröße muss reduziert werden bzw. war speziell bei einigen Hähnen schon zu groß. Zeigen die Hennen eine schlechte Kehllappenstruktur kann das in der Nachzucht zu einem bösen Erwachen führen. Einige Hennen hätten etwas satter im Goldton sein können. Die Flockenanlage als Zeichnungsbild konnte sehr oft positiv herausgestellt werden. Formlich verkörperten die Hennen eine ansprechende Landhuhnform. Einige sehr schöne Hennen waren in der Entwicklung noch nicht voll ausgereift und hätten sicher zu einem späteren Zeitpunkt mehr Punkte erreicht. (hv: D. Kaiser)

Ostfriesische Zwerg-Möwen

Bei unseren Silber-schwarzgeflockten (19,63) war die Meldezahl im Vergleich zum Vorjahr konstant. Die meisten Hähne konnten in der Größe und silberweißen Mantelfarbe gefallen. Einige Hähne sind aber an der, oder über der, Größengrenze angelangt. Dass eine gestreckte Körperlänge allein nicht reicht, zeigten einige Hähne, denen eine fließendere Oberlinie gut zu Gesicht gestanden hätte. Die Hähne sollten aber noch waagerechter stehen und ganz besonders eine straffere waagerechte Flügellage mit ausgeprägter Bauchpartie aufweisen. Dies ist in den kommenden Jahren züchterisch im Fokus zu behalten. Für die Zukunft müssen die Züchter darauf achten, dass ihre Ostfriesischen Zwerg-Möwen auch Zwerge bleiben. Die Farbe und Zeichnung waren vorwiegend sehr gut. Bei den Hähnen wurde unter den Wünschen aufgeführt: Hauptsicheln reiner schwarz, Sattel farblich reiner silberweiß, Kammbild harmonischer und Kehllappen glatter und geschlossener. (hv: L. Beyermann)

Die Hennenkollektion zu bewerten ist mittlerweile eine Freude und Herausforderung zugleich. Sowohl die Landhuhmform als auch ein ansprechendes Flockenbild hat sich in den letzten Jahren deutlich in allen Zuchten verbessert und vergleichmäßigt.

Bei den Hennen sollte die Brustzeichnung nicht höher reichen, der Körper und die Feder ausgereifter sowie der Kammschnitt klarer sein. Auch hier gilt es, ein genaues Augenmerk auf die Kehllappenstruktur zu legen, um eventuelle Probleme in der Nachzucht zu vermeiden. Der Stand und die Haltung gefielen in den meisten Fällen. Trotz aller Wünsche oder Kritik ist es eine Augenweide, den ausgeglichenen hohen Zuchtstand zu bestaunen. (v: 2x G. Oostinga)

Mit einem Meldeergebnis von 8,15 der Gold-schwarzgeflockten hat sich die Meldezahl im Vergleich zum Vorjahr reduziert. Es fehlten leider 2 bekannte Zuchten. Die Hähne sollten mehr Körperhöhe zeigen, die Flügel paralleler und fester am Körper tragen und eine waagerechtere Körperhaltung zeigen. Farb- und zeichnungsmäßig konnten die Hähne gefallen. Im Vergleich zu den letzten Jahren kann man aber schon eine Verbesserung besonders in der Form feststellen. (v: L. Beyermann)

Die Hennen waren leider in der Größe und im Volumen unterschiedlich. Einige Henne hätten im Rumpf gestreckter und in der Unterlinie voller sowie im Stand etwas freier sein dürfen. Die Flockung war schon sehr gleichmäßig und ansprechend. Nur etwas größer und herzförmiger wünschte man sich die Flockung. Der Halsbehang wurde bei manchen Hennen kritisiert. Ein zeichnungsfreier Halsbehang sollte das züchterische Ziel sein. Die Augen- und Lauffarbe war prima. (v: W. Schuchardt, hv: 2x L. Beyermann)

Bemerkenswert war wieder die Meldezahl der 3 seltenen Farbenschläge unserer Ostfriesischen Zwerg-Möwen von 4 Züchtern. Diese Hauptsonderschau präsentierte somit alle Farbenschläge unserer Ostfriesischen Möwen und Ostfriesischen Zwerg – Möwen. Gerade die 3 seltenen Farbenschläge haben in den letzten Jahren eine positive Entwicklung genommen.

Die Silber-blaugeflockten (3,11) von 3 Züchtern waren noch sehr unterschiedlich in der Landhuhnform. Die Hähne sollten waagerechter in der Haltung sein, der Übergang zum Abschluss fließender und die Unterlinie ausgeprägter. Von der Mantelfarbe über die Lauf- und Augenfarbe bis zur Standhöhe konnten sie überzeugen. Bei der Hennenkollektion waren die Größenunterschiede Anlass zur Kritik. Von zu zarten Hennen in Dreiecksform bis zu Hennen an der oberen Größengrenze waren sie vertreten. Hier gilt es, den Größenrahmen zu vergleichmäßigen. Wie schwierig es ist, eine farbintensive blaue und abgegrenzte Flockung züchterisch zu realisieren und über Jahre zu festigen, sollte allen bewusst sein. Aber es gibt sehr schöne Tiere, die auf dem richtigen Weg sind. Mit einem weiteren Züchter, der sich mit diesem Farbenschlag beschäftigt, gibt es sicher eine Perspektive für den Farbenschlag.

Gold-blaugeflockt

Die meisten der 2,6 von 2 Züchtern konnten in Körpergröße und Stand gefallen. Augen- und Lauffarbe waren prima. Bezüglich der Form wurden Verbesserungen erreicht auch, wenn die Unterlinie teilweise ausgeprägter und die Haltung speziell bei den Hähnen waagerechter sein konnte. Die Goldfarbe zu vergleichmäßigen und etwas satter, speziell bei den Hennen, waren die Wünsche. Flockenmäßig konnten sie sich verbessern, aber gleichmäßiger in der Farbe, Form und Begrenzung wurde gewünscht. (hv: S. Fischer)

Gelb-weißgeflockt

Den Abschluss stellte unser jüngste, Farbenschlag mit 3,5 von 2 Züchtern dar. Hier besteht das größte Potential, die Landhuhnform zu verbessern. Insgesamt können die Tiere kräftiger, voller und länger in der Unterlinie, freier im Stand sowie waagerechter in der Haltung sein. Die Mantelfarbe wurde vergleichmäßigt und konnte positiv vermerkt werden. Auge sowie die Lauffarbe waren rassetypisch ausgeprägt. Als Zuchtziel gilt eine größere und begrenztere Flockung. Aber auch bei diesem sehr seltenen und schwierigen Farbenschlag wurden Verbesserungen in der Vergangenheit durch die Züchter erreicht.

Jedes anwesende SV Mitglied und/ oder Aussteller hatte per Stimmzettel die Möglichkeit, das beste Tier der Ostfriesischen Möwen auf der einen Seite und der Ostfriesischen Zwerg-Möwen auf der anderen Seite zu wählen. Am Sonntag zählten die Zuchtfreunde H. u. T. Akkermann G. Oostinga und L. Beyermann die Stimmzettel aus. Der Züchter des jeweiligen Siegertieres erhält einen Preis zur kommenden JHV. Gestiftet wurden die beiden Preise von Gerold Oostinga und Lars Beyermann.

  • Sieger Ostfriesische Möwen: Käfignummer 63 ein 1,0 Ostfriesische Möwen, gold-schwarzgeflockt von Dietmar Kaiser
  • Sieger Ostfriesische Zwerg-Möwen: Käfignummer 165 ein 0,1 Ostfriesische Zwerg-Möwen, silber-schwarzgeflockt von Gerold Oostinga

SV – Meister, Erringer der Möwenbänder (Zuchtpreis laut AAB)

  • Ostfriesische Möwen silber-schwarzgeflockt: Heinrich Bluhm
  • Ostfriesische Möwen gold-schwarzgeflockt: Dietmar Kaiser
  • Ostfriesische Zwerg-Möwen silbern-schwarzgeflockt: Gerold Oostinga
  • Ostfriesische Zwerg-Möwen gold-schwarzgeflockt: Lars Beyermann
  • Ostfriesische Zwerg-Möwen gold-blaugeflockt, silber-blaugeflockt und gelb-weißgeflockt: Johann Schneider

Neben dem herausragenden Meldeergebnis, verkörperten bis auf wenige Ausnahmen die Ostfriesischen Möwen und Ostfriesischen Zwerg-Möwen das hohe Zuchtstandsniveau, was uns positiv in die Zukunft blicken lässt.

Ich möchte jetzt schon alle Möwenfreunde aufrufen, sich an der kommenden HSS zu beteiligen, welche vom 13.-14.11.2021 in Nistertal/ Westerwald, unter hoffentlich einfacheren Rahmenbedingungen bei unseren Zuchtfreund Bernhard Krus stattfinden wird.

Lars Beyermann